Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 06/2013 - page 9

Fach- & Führungskräfte
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Aufgrund der demografischen Entwicklung sind die Unternehmen künftig noch stärker auf das Erfahrungswissen älterer Arbeitnehmer
angewiesen. Viele Firmenchefs haben dies bereits erkannt und setzen aktiv auf Mitarbeiter jenseits des 60. Lebensjahres. So hat die
Zahl der älteren Beschäftigten in Thüringen 2012 einen neuen Rekord erreicht.
Beschäftigung älterer
Arbeitnehmer in Thüringen
„Im vergangenen Jahr gingen in Thüringen knapp 47.000 Menschen
zwischen 60 und 65 Jahren einer sozialversicherungspflichtigen
Arbeit nach“, berichtet Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der
Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. Das seien 17,9 Prozent
mehr als 2011 gewesen. Die Gesamtzahl der Beschäftigten habe sich
dagegen nur um 0,3 Prozent auf gut 769.000 Personen erhöht. Noch
bemerkenswerter stelle sich der Beschäftigungsaufbau im Verlauf
der zurückliegenden fünf Jahre dar.
„Während dieser Zeit verdoppelte sich die Zahl der Arbeitnehmer in
der Generation 60 plus. Auch in der Altersstruktur der Beschäftigten
gab es Verschiebungen“, informiert der IHK-Chef. 2007 wären noch
fast 44 Prozent der Berufstätigen jünger als 40 Jahre gewesen.
Inzwischen sei deren Anteil auf knapp 40 Prozent gesunken. Dage-
gen erreiche der Wert bei den über 60-Jährigen nun schon sechs
Prozent (2007: 3 Prozent).
„Besondere politische Beachtung erfährt die Entwicklung der
Beschäftigungsquote. Sie gibt den Anteil der Personen mit sozial-
versicherungspflichtiger Beschäftigung an der Gesamtzahl der
Einwohner im Alter von 60 bis 65 Jahren an und gilt als Indikator da-
für, wie gut der Arbeitsmarkt auf die Anhebung des Renten-
eintrittsalters vorbereitet ist“, erklärt Grusser. Aktuell belaufe sich
diese Quote im Freistaat auf 32,0 Prozent und liege damit über dem
bundesweiten Wert von 29,2 Prozent. Um die sozialen Sicherungs-
systeme zu stabilisieren und im Wettbewerb zu bestehen, sei eine
Erhöhung der Beschäftigungsquote dieser Zielgruppe nötig. Trotz
verbesserter Jobchancen wäre es für Ältere wesentlich schwieriger
als für Jüngere, aus der Arbeitslosigkeit heraus eine neue Anstellung
zu finden.
„In der Altersgruppe über 60 Jahre waren 2012 rund 8.500 Job-
suchende gemeldet. Seit 2007 hat sich die Zahl der Erwerbslosen
mehr als verzehnfacht“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Diese
Entwicklung werde nicht nur von konjunkturellen und demografi-
schen Faktoren, sondern auch von gesetzlichen Veränderungen be-
einflusst.
Wäre die bis Ende 2007 gültige vorruhestandsähnliche Regelung
noch in Kraft, hätte sich die Arbeitslosigkeit von Älteren kaum ver-
ändert. Der gleichzeitige Anstieg von Beschäftigung und Arbeits-
losigkeit von über 60-Jährigen lasse sich damit erklären, dass in den
vergangenen Jahren staatlich gestützte Frühverrentungsprogramme
abgebaut worden sind. Ältere, die früher solche Regelungen in
Anspruch genommen haben, werden nun als Arbeitslose gezählt.
(em/tl)
Grafiken: IHK
.
Altersstruktur der sozialversicherungspflichtig
.
.
Beschäftigten in Thüringen im Jahr 2012
.
.
Zahl der Arbeitslosen
.
.
über 60 Jahre in Thüringen
.
.
Beschäftigungsquote Älterer
.
40 bis 50 Jahre
27%
32,5%
32,0%
31,5%
31,0%
30,5%
30,0%
29,5%
29,0%
28,5%
28,0%
27,5%
Thüringen
Ostdeutschland
Gesamtdeutschland
50 bis 60 Jahre
27%
30 bis 40 Jahre
20%
20 bis 30 Jahre
18%
Quelle: TLS, IHK
Quelle: Agentur für Arbeit
Quelle: Agentur für Arbeit
unter 20 Jahre
2%
60 Jahre und älter
6%
9.000
8.000
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
2007
2008
2009
2010
2011
2012
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,...44
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