Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 06/2013 - page 8

Fach- & Führungskräfte
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Die Altersstruktur in Thüringer Betrieben ändert sich rapide: Im September 2012 waren fast 260.000 sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte 50 Jahre oder älter. Das ist jeder Dritte der insgesamt rund 770.000 Beschäftigten im Freistaat. Im Jahr 2003 lag dieser
Wert mit rund 170.000 Beschäftigten noch bei 23 Prozent. Darauf weist die Techniker Krankenkasse (TK) hin und bezieht sich auf
Daten des Thüringer Landesamtes für Statistik.
Foto: TK
Veränderte Altersstruktur
erfordert Umdenken
Die Zahl der Arbeitnehmer ab 60 Jahren
hat sich im gleichen Zeitraum von
knapp 20.000 auf fast 50.000 weit mehr
als verdoppelt.
Der aktuelle Gesundheitsreport der TK
zeigt, dass ältere Beschäftigte gesund-
heitlich anders auf die Belastungen der
Arbeitswelt reagieren als jüngere. So
sind ältere Arbeitnehmer oft länger
krankgeschrieben, jüngere hingegen
häufiger.
Ein Arbeitnehmer über 60 fehlt durch-
schnittlich 23 Tage im Jahr, viermal so
lange wie ein Kollege unter 20 Jahren.
Dabei sind Beschäftigte zwischen 15
und 19 Jahren im Schnitt zweimal pro
Jahr krankgeschrieben, zwischen 60 und
64 ist es gerade mal eine Krankschrei-
bung pro Jahr.
Auf diese Unterschiede sind Arbeitgeber
oft nicht eingestellt. „Viele Firmenchefs
machen den Fehler, ältere Beschäftigte
mit dem Etikett mangelnder Leistungs-
fähigkeit zu versehen. Tatsächlich geht
mit zunehmender Lebens- und Berufs-
erfahrung eher ein Wandel der Kom-
petenzen als ein Abbau einher“, erklärt
Guido Dressel, Leiter der TK-Landesver-
tretung Thüringen.
Er appelliert an die Unternehmen in
Thüringen, eine altersgerechte und ge-
sundheitsfördernde Arbeitskultur in den
Betrieben einzuführen. „Gerade Klein-
und Mittelbetriebe tun sich dabei
schwer“, so Dressel. „Unternehmen, die
sich dem demografischen Wandel ver-
schließen, haben mittel- und langfristig
kaum Chancen, Fachkräfte an sich zu
binden.“
Einen Lösungsansatz bieten speziell
ausgebildete Berater für Demografie
und Gesundheitsmanagement der Kran-
kenkassen. Sie erstellen gemeinsam mit
den Betrieben zum Beispiel eine Analy-
se der Altersstruktur, ermitteln die tat-
sächlichen Ressourcen und Belastungen
der Beschäftigten oder organisieren
Demografie- und Gesundheitswork-
shops in den Firmen. (em)
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