Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 06/2013 - page 27

Standort
27
Knapp zwei Jahre ist Wieland Kniffka
jetzt Geschäftsführer der Messe Erfurt.
Der aus Bremen stammende 48-Jährige
ist ein Messemann mit Leib und Seele.
Er kennt die Branche aus verschiedenen
Perspektiven. Er hat in verschiedenen
Positionen für die Messe Leipzig gear-
beitet, die sich, wie Erfurt auch, im
Eigentum der öffentlichen Hand befin-
det. Er war aber auch als Messeveran-
stalter mit eigenem Unternehmen tätig
und weiß damit um die Sorgen, Nöte
und Wünsche privater Messeveran-
stalter. Vielleicht ist es diese Mischung,
die ihm in Erfurt zugute kommt. Die
Bilanz der ersten Jahre seiner Arbeit ist
außergewöhnlich, jedenfalls wenn man
sie an der Gesamtentwicklung der Bran-
che und des Unternehmens misst.
Alle eigenen Veranstaltungen haben
gemessen an der Gesamtentwicklung
der Messebranche überdurchschnittlich
zugelegt. Zwischen sieben und 18 Pro-
zent Zuwachs werden verzeichnet. Im
Klartext: Es kommen mehr Aussteller
und mehr Besucher, das heißt am Ende
auch mehr Umsatz. So etwas kommt
nicht im Selbstlauf, das weiß Kniffka
ganz genau. Das muss gepflegt und
ausgebaut werden, Strategien für die
Zukunft sind gefordert, damit der Boom
weiter anhalten kann.
Zum einen profitiert Erfurt von der
Gunst seiner Lage im Herzen Deutsch-
lands. Wenn der ICE-Knoten fertig ist,
dann rücken Stadt und Messe noch
dichter an die großen deutschen Metro-
polen heran. Das Messegelände selbst
liegt nah an der Innenstadt und ist nah-
verkehrstechnisch bestens erschlossen.
Dies alles macht es nicht nur für
Aussteller interessant, sondern auch für
Besucher. Da hat Kniffka vor allem die
Fachbesucher im Blick. Sie bescheren
der Stadt einen Mehrwert, der sich un-
ter dem Strich in klingender Münze in
den Kassen der Hotels, Gaststätten und
Händler niederschlägt.
Aber der Messechef kann und will sich
nicht allein auf die Gunst des Stand-
ortes verlassen. In den knapp zwei Jah-
ren seiner Tätigkeit hat er gemeinsam
mit seinem Team das Angebotsportfo-
lio nach schlummernden Potenzialen
durchforstet. An drei Beispielen lässt
sich belegen, welche Effekte das ge-
bracht hat.
„Grüne Tage Thüringen“
Die Landwirtschaftsmesse „Grüne Tage
Thüringen“ schärft ihr Profil und wird
damit für Fachbesucher interessanter.
Aussteller präsentieren hier ihre Pro-
dukte und Dienstleistungen aus den
Bereichen gesunde Ernährung, Garten-
bau und Forstwirtschaft. Darüber hinaus
stehen auf der Landwirtschaftsmesse
Informationen über die Entwicklung der
ländlichen Räume zur Verfügung. Ver-
braucher freuen sich ihrerseits über
Tipps für den Urlaub auf dem Lande.
Besondere Highlights sind die Züchter-
wettbewerbe, wie die „Holstein Open“,
die in der Fachwelt international für
Aufsehen gesorgt haben.
Erster und letzter Eindruck
Bei der Friseurmesse „Faszination Haar
+ Kosmetik“ zeigt sich, wie sich mit we-
nigen Handgriffen enorme Erfolge er-
zielen lassen. Kniffka und sein Team
trimmten die Messe rein äußerlich mehr
auf Lifestyle und Fashion, veränderten
die Ausstellungstage und das Rahmen-
programm. „Damit bleiben ein guter
erster und ein guter letzter Eindruck bei
Ausstellern und Besuchern haften“, be-
gründet der Messechef die Neuerung.
Das hat ihm bereits die Aufmerksamkeit
großer Marken-Hersteller eingebracht.
Die Messe rangiert in ihrem Segment
auf Platz 1 im Osten und Platz 4 bun-
desweit, Platz 3 ist fest im Visier.
Nischenveranstaltung wächst
Das ganz besondere Lieblingskind
Kniffkas ist aber die „Rapid.Tech“. Für
Nichtfachleute: Hier geht es um das,
was sich in den Schlagzeilen als 3D-
Druck wieder findet, Kenner sprechen
von generativer Fertigung. Die Messe
begann vor zehn Jahren als Nischen-
veranstaltung mit zehn Ausstellern und
250 Besuchern, eher ein Kongress, als
eine Messe. Die Aussteller haben sich
jedoch überdurchschnittlich engagiert,
so dass die Messeleitung das zarte
Pflänzchen am Leben erhalten hat. In
den zehn Jahren hat sich jedoch sehr
viel Know-how unter dem Dach der
Messe angesammelt. Der Branchenver-
band der Maschinen- und Anlagenbauer
VDMA ist auf die „Rapid.Tech“ aufmerk-
sam geworden. Für eine eigene Leit-
messe ist das Rapid prototyping noch
zu klein, aber es bereichert künftig als
Thema andere Leitveranstaltungen des
Maschinen- und Anlagenbaus. Als
Glücksgriff erwies sich dabei die Ent-
scheidung, mit der „Fabcon“ ein Ver-
brauchersegment an die Fachmesse an-
zudocken.
.
Rapid.Tech und Fabcon sind Erfolgsmodelle,
.
.
die jetzt auch exportiert werden sollen.
.
Unser Standort hat
Zukunftspotenzial.
Wieland Kniffka,
Geschäftsführer Messe Erfurt
Fotos: Messe Erfurt/Barbara Neumann
1...,17,18,19,20,21,22,23,24,25,26 28,29,30,31,32,33,34,35,36,37,...44
Powered by FlippingBook