Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 06/2013 - page 34

Logistik
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Auf Thüringer Autobahnen dürfen jetzt nahezu flächendeckend so genannte Gigaliner verkehren, Riesen-Lkw mit bis zu 25 Metern
Länge. Das Bundesverkehrsministerium hat die Streckengenehmigungen für diese Fahrzeuge überarbeitet und deutlich ausgewei-
tet. Die Liste der zugelassenen Autobahnabschnitte wurde Ende September im Bundesanzeiger veröffentlicht. In Thüringen dür-
fen die Sattelschlepper mit Zusatzanhänger damit auf allen Autobahnen fahren. Lediglich auf dem kurzen Teilstück der A 71 zwi-
schen Schillingstedt und der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt haben die auch als EuroCombis bezeichneten Riesen-Brummis
Fahrverbot.
Pro und Contra zu Riesen-
Brummis auf Thüringer Straßen
Neben den Autobahnen sind auch ein-
zelne Teilabschnitte von Bundes- und
Landstraßen betroffen. Sie befinden
sich in der Regel zwischen Autobahn-
Anschlussstellen und Firmen, die die
großen Lkws einsetzen wollen. So kann
man den langen Lastern künftig nahe
Triptis in Ostthüringen, bei Leinefelde
im Eichsfeld und im Raum Ohrdruf be-
gegnen. Die Chance dafür ist aber rela-
tiv gering. Derzeit haben sich bundes-
weit erst 26 Unternehmen mit ins-
gesamt 52 Fahrzeugen für den Feld-
versuch registrieren lassen.
Seit 2012 läuft in acht Bundesländern,
darunter Thüringen, der neue Feldversuch mit den
Gigalinern. Statt den üblichen 19 dürfen die Last-
wagen gut 25 Meter lang sein. Das maximale Gesamt-
gewicht von 44 Tonnen darf aber weiterhin nicht
überschritten werden. Mit dem Versuchen sollen
Chancen und Risiken der Riesen-Laster in der Praxis
untersucht werden.
CDU-Verkehrsminister Christian Carius ist ein Befür-
worter der Gigaliner. Er glaubt, dass der Güterverkehr
auf der Straße nur durch den Einsatz von Lang-Lkw
sinnvoll zu steuern sei. Damit ist Carius einer von acht
deutschen Verkehrsministern, die dem bundesweiten
Feldversuch zugestimmt haben. Die Gegner des Test-
laufs argumentieren, dass es nicht bei den 40 Tonnen
Ladegewicht bleibe und dass die Sicherheit der Ver-
kehrswege bedroht sei. So behauptet
Dirk Flege, der Geschäftsführer der Al-
lianz pro Schiene: „Gigaliner sind ge-
fährlich, umweltschädlich und teuer.“
Die verkehrspolitische Sprecherin der
Thüringer SPD-Landtagsfraktion, Sabi-
ne Doht, argumentiert: „Gigaliner füh-
ren zu einer Rückverlagerung von Ver-
kehr von der Schiene auf die Straße –
das wollen wir nicht".
Professor Karlheinz Schmidt vom Bun-
desverband Güterkraftverkehr sieht in
diesen Argumenten einen regelrechten
„Hexenkrieg“. Schon heute würden 70
Prozent der Güter in Deutschland auf
Fotos: Marco2811/fotolia.com, TMBLV, Thüringer Landtag
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